Sonntag, 13. Oktober 2024

Shirt and Socks

 Lange schon hingen mein T-Shirt und die dazu passenden Socken hinten an der Staffelei  ... 


Titel: Shirt and Socks -  2024                                                                                                           Technik: Objekt, mixed media   -   Größe: 80 x 100

Mai 2024, während einer Ausstellung, bei der meine Werke bei manchen Besuchern deutlich zu Unverständnis führten, begann ich dann endlich ...

Zu dieser Zeit las ich gerade einen Text über Werke von Antoni Tàpies, der zu meinem Lieblingskünstler und Seelenverwandten geworden war. Ich hatte ein Faltblatt über eine Ausstellung geschenkt bekommen. Zufall? Nein, es gibt keine Zufälle, es fällt einem zu. Hier las ich: „Unter den Gebrauchsgegenständen gibt es kaum etwas, das stärker mit Erinnerungen beladen ist als Kleidungsstücke. Unter den Kleidungsstücken verweist nichts eindringlicher auf das Ausgezogensein und die damit verbundene Schutzlosigkeit als Unterwäsche und Strümpfe (siehe Delacroix: die Socke des Gefallenen). Die Socken werden zum Ausdruck der peinlichen, existentiellen Verletzlichkeit des Menschen und seiner Hilfsbedürftigkeit.  Die von den Fingern der Hand gezogenen Spuren weisen in die Vergangenheit, das eigene Erleben. Spiralen versinnbildlichen die ständige Wiederkehr der Erlebnisse.“ Sprialen hatte ich auch davor schon verwendet, die Idee mit der Hand borgte ich mir aus. Bei meinem Werk steht die rechte, belebtere Hälfte für die Erlebnisse, Sand wird der Erziehungs-berechtigten in die Augen gestreut. Die linke, fast leere Hälfte symbolisiert die Einsamkeit, in der man sich bei derartigen Erlebnissen befindet. Der zarte weiße Untergrund aus Kreide (Schneewittchen und der böse Wolf) symbolisiert die Unschuld eines abhängigen, benutzten Kindes, das abgeriebene Schmirgelpapier zeigt, wie sehr sich das Opfer an den wissenden Personen abgearbeitet hat. Die rechte Seite ist schwer belastet - um das Gleichgewicht zu erreichen braucht es Liebe (Stein links oben).                                                                                                                                                        Ich arbeitete mit einer Mischung aus Intuition und Erinnerung – das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung (Talmud) und fand mich erneut in meinem großen Seelenverwandten wieder. Hatten der grandiose Künstler und ich gar ähnliche Erfahrungen in der Kindheit? „Am Ursprung der künstlerischen Berufung steht immer der Schmerz einer starken, vitalen Erfahrung.“ (aus „Praxis der Kunst“).

Samstag, 12. Oktober 2024

Emotionen - Debt

 Emotionen wie  Enttäuschung, Auflehnung, Wut und Traurigkeit lassen solche Bilder entstehen, in 15 Minuten. Solche Bilder nenne ich "Wurfbild".


 Titel: Muss weg!   -  Jahr: 2024

Technik: Acryl, Sand auf bedruckter Leinwand    -   Größe: 100 x 70 cm 

Ja, ich habe Schuld auf mich geladen. Denn ich habe eine Tochter geboren. Und wie alle Eltern habe ich Erziehungsfehler begangen. Ich habe sie geliebt, zu sehr. Verwöhnt, zu sehr. Ich habe sie frei gelassen, sie flog in die falsche Richtung. Sie wurde undankbar, belog und betrog mich. Ich suchte die besondere Schuld bei mir - vergeblich. Nach viel zu langer Zeit strich ich sie – so wie sie mich – in diesem Jahr endlich aus meinem Gedächtnis. Optisch vollzog ich es, indem ich ihr übergroßes Porträt übermalte. Es war befreiend. Seither suche ich die Schuld nicht mehr.


Ich habe dich so lieb

Marcel Duchamp meinte, die Maler sollten sich mehr von Literaten als von Malerkollegen inspirieren lassen. Mit großer Intensität arbeitete ich 2023-24 an einer künstlerischen Gedichtinterpretation von Joachim Ringelnatz.  

Joachim Ringelnatz war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem humoristische Gedichte verfasste mit witzigen und wohlklingenden Reimen. Unter dem Namen Hans Bötticher wurde er am 7. August 1883 im sächsischen Wurzen geboren. Seine Ehepartnerin Leonharda Pieper, mit der er von 1920 bis zu seinem Tod 1934 verheiratet war, nannte er liebevoll Muschelkalk. Zur Zeit der Weimarer Republik zählten Schauspieler:innen wie Asta Nielsen und Paul Wegener zu seinen engen Freunden und Weggefährten. Im Alter von nur 51 Jahren starb er in Berlin an Tuberkulose (Erkrankung der Atem- Wege). Sein teils skurril, expressionistisch, witzig und geistreich geprägtes Werk ist noch heute sehr bekannt und beliebt.

Meine folgenden vier Werke stellen die bildnerische Interpretation eines seiner beliebten Gedichte dar:

 „Ich habe dich so lieb

Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken.

Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei – verjährt –
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.

Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.

Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb
.

 

Werk 1 

 Titel: Ich habe dich so lieb  

Technik: Materialbild, Acryl auf Hemd/MdF   -   Größe: 61 (96) x 123 cm

Dieses Werk von 2000 kennt ihr schon von meinem Katalog. Mit drei weiteren Materialbildern knüpfte ich daran an.

Im Jahr 2000 war dieses bekannte Gedicht Ausgangspunkt für eines meiner Werke. Damals stand die Überschrift im Mittelpunkt. Der Satz „Ich habe dich so lieb“ war Ringelnatz offenbar besonders wichtig. Es gibt eine schöne Redewendung: Wenn man jemanden lieb hat und für ihn alles tun würde, dann sagt man, dieser Mensch könnte „mein letztes Hemd“ bekommen.

Ich wandte mich nach Absolvieren der wichtigsten Techniken wie Zeichnen, Radierung, Aquarell, Malerei auch Collagen zu, und fertigte Werke mit verschiedenen Materialien und Fundstücken an, sowie objets trouvés, ohne Künstler wie Marcel Duchamps (1887-1968), Robert Rauschenberg (1925-2008) und Antoni Tapiès (1926- 2012) damals zu kennen. 

Dieses „letzte Hemd“ steht im Mittelpunk dieses Werkes während meiner damaligen weißen Phase. Es gehörte meinem Lebenspartner und ich verwendete es spontan, ohne ihn vorher gefragt zu haben. Ich wusste genau, er würde es mir „ohne Bedenken … schenken“. Das Hemd hängt links, damit daneben genug Raum verbleibt, für das Gedicht und für die Liebe. Die nur leben kann, wenn jeder genug Raum bekommt. Am oberen Rand des Hemds sind die Löcher des Siebs angedeutet, über die Ringelnatz in der letzten Strophe des Gedichts schreibt: „Die Löcher sind die Hauptsache an einem Sieb.“


Werk 2

Titel: traurig zu Mut   -   Jahr 2023

Technik: Objekt auf Leinwand   -   Größe: 50 x 50

Auch hier wird die traditionelle Grenze zwischen Malerei und Skulptur aufgehoben. Die Malerei ist mit einem Objekt aus dem Alltag kombiniert und somit erweitert, hin zum dreidimensionalen Raum. Das alte Metall-Sieb (von meiner Aussteuer aus den 70er-Jahren), wie u.a. auch im Werk von Antoni Tapiès zu finden ist, analog zu seiner (und meiner) Aussage „Nichts ist gering“, hat auch hier bereits „die Zeit entstellt“ - es hat zwar schon Rost angesetzt, aber noch sind alle Löcher da, so wie es sich gehört. Aber … Der feurig rote, glänzende Hintergrund „leuchtet“ und nimmt Bezug auf Ringelnatz´s Stellung während des NS-Regimes (Bühnenverbot, Bücherverbrennung). Die Gefangenen innerhalb des Siebs haben „nichts getan“. Sie werden dargestellt durch namenlose Gesichter, wie ich sie bereits 2013/14 als Symbol für NS-Opfer im Holocaust künstlerisch verwendete – Böden von Teelichthaltern, mit entsetzten, aufgerissenen Augen, sowie ein paar Dochthaltern, die seit 2003 in meinem Werk eines meiner bevorzugten Merkmale für Leidende sind. Eines der Metallplättchen trägt das Porträt von Joachim Ringelnatz. Diese Gesichter können, eingesperrt und zusammengepfercht im Innenraum des Siebs, wie damals in den KZs, nur durch die Löcher nach draußen schauen – in den Außenraum. Aber eigentlich wollten sie „nicht bleiben“. Ihnen fehlt es an Atem. Den hatte man ihnen genommen. Zuletzt sogar den Atem zum Leben, Überleben.                                                                                            „Traurig zu Mut“ - für die Betroffenen wie für die Überlebenden im Nachhinein. „ Doch nimmer vergessen“.                                                                                                                                               Die Metallstreifen verwende ich seit längerem gerne als „Rahmen“ bei Kunstwerken – nichts ist gering!, sowie zur Begrenzung oder Verbindung von Räumen.

Die Hauptsache, wie sie in Bild 3 folgt, wären damals für die Menschen auch Löcher gewesen, solche, durch die sie in den Freiraum, die Freiheit hätten entkommen können.

 


Werk 3

Titel: die Hauptsache   -   Jahr 2023

Technik: Objekt auf Leinwand   -   Größe: 50 x 50

              „Unsere Seele ist wie ein Vogel,                                                                                                     

              den Fängen der Jägers entkommen;

             das Netz ist zerrissen,

              und wir sind frei.“                                  (Ps 124,7)

Wie in Werk 2, erscheint hier wieder das Sieb. Positioniert als „Hauptsache“ ebenfalls mittig auf der Leinwand, entgegen den gängigen Regeln der Kunst.

Hier befinden sich jedoch die vorher Eingesperrten, Misshandelten, diejenigen die „nichts getan“ hatten, in einer neuen Situation: „vorbei“. Das alte Sieb war im Laufe der Zeit zerbrochen - „die Zeit entstellt“, die Zeit heilt aber auch Wunden. Dadurch öffnete sich das Gefängnis der Traurigkeit zu einem großen Loch – das war „die Hauptsache“. Gesprengt von der Kraft der Liebe, können die Traurigen nun aus ihrer vorherigen unwürdigen Situation entkommen. Sie können „reisen“. Sie „können nicht bleiben“. Sie bekommen Raum – und können wieder atmen ... Symbol dafür die Libelle, ein kleines Wesen mit hauchdünnen, zarten Flügeln, zart wie die Liebe. Rein und unschuldig wie die Liebe – und „leise“ wie der nun wieder weiße Hintergrund.

Damit sollte die Liebesgeschichte eigentlich zu Ende sein, aber die Vergangenheit lehrt uns, dass …

 


 

Werk 4

Titel: Epilog   -   Jahr 2023

Technik: Objekt auf und vor Leinwand   -   Größe: 30 x 30

 Ich arbeite gerne mit Zahlen (Fibonacci), auch mit der Zahl 4. Bei meiner Ikebana-Ausbildung (1965 – 1977) erfuhr ich, dass im Japanischen die Zahl 4 gleichbedeutend ist mit Tod.

Die Farben weiß – rot – schwarz erinnern an die White, Red, Black Paintings von Robert Rauschenberg (1951). Mit den White Paintings thematisierte Rauschenberg den Anspruch, Kunst und Leben zu verbinden. Dem stimme ich zu. Schwarz stand bei ihm für die Selbstbeschränkung auf das Quasi-Nichts, das ihm bei der Suche nach sich selbst als Ausgangspunkt diente. Es bedeutete auch das Nicht-Wissen, wie es (für ihn künstlerisch) weitergehen würde. Auch hier ist dieser Aspekt gegeben. Die Farbe Schwarz (außen matt, innen glänzend) scheint mit einem Prozess der Transformation verbunden. Sie lässt sich als Mittel zur Grenzüberschreitung deuten, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Materiellen zum Spirituellen, vom Bewussten zum Unbewussten.

Der Betrachter mag Werk 4 vielleicht dahingehend selbst interpretieren.

Sicher kennst Du das Kinderlied von 1890: „ Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt a kloane Wanz´n, schaut´s nur grad die Wanz´n o, wia die Wanz´n … ko … bis hin zur Pause im Lied – Atempause? Die Wanze als Abhörgerät? „Bellt“ bereits „ein Hund“?

Für mich ist die Wanz´n zum Todesvogel mutiert und sitzt bereits in den Startlöchern, um …

auch das Sieb wartet bereits darauf, seine Opfer einzufangen.

Ob sich das grausame Schicksal der Machtergreifung wiederholt, wird die Zukunft zeigen. Ein deutlicher Ruck nach rechts ist bereits erkennbar. Ein weiterer Krieg ab 7. Oktober 2023 bestätigt die schlimmsten Ahnungen.

Ich ende mit einem Zitat, das auch auf mich zutrifft. Auch ich will mit meinen Werken das politisch-soziale Gewissen des Betrachters ansprechen - ich will mit meinen Werken Botschaften übermitteln.

„Ich möchte die Leute wachrütteln“, so Rauschenberg, „ich möchte, dass die Leute das Material betrachten und darauf reagieren. Ihre individuelle Verantwortung möchte ich ihnen bewusst machen, sowohl für sich selbst wie für die übrige Menschheit. Wie einfach ist es, der Welt gegenüber selbstgefällig zu sein. Die Tatsache, dass du ein paar Groschen für eine Zeitung ausgibst, beruhigt fast schon dein Gewissen. Mit der Lektüre glaubst du bereits deinen Teil getan zu haben. Und du wickelst dein Gewissen in die Zeitung, so wie du deinen Abfall darin einwickelst.“

Danke , dass du bis hierher durchgehalten hast. Ich verrate dir, warum es heute so viel mehr ist.    Ich hatte diese Arbeit im Mai 2024 bei einer Ausstellungsbewerbung "Atem der Kunst" in der Art bv Berchtoldvilla eingereicht. Sie wurde von der Kuratorin abgewiesen.                                         Ringelnatz´ Bücher wurden mit Machtantritt der Nationalsozialisten wurden auf den Index gesetzt und er erhielt Bühnenverbot.    -    Ich befinde mich sozusagen in bester Gesellschaft. 

  

 

Mittwoch, 3. Juli 2024

Einladung - Ausstellung "Es ist nicht alles Gold was glänzt"

 Liebe Freunde meiner Kunst,

diesmal möchte ich euch gerne einladen zur nächsten jurierten Gemeinschafts - Ausstellung der Art bv Berchtoldvilla, an der ich wieder mit einem Werk teilnehmen darf. Bei dieser Ausstellung wird auch der Förderpreis (1mal /Jahr) vergeben. Ich habe seit 2014, als ich Mitglied der Berufsvereinigung wurde, bereits an mehr als 20 GEmeinschafts-Ausstellungen teilgenommen.

Ich zeige euch ausnahmsweise im Voraus mein Bild, das ergänzt wird von einem davorstehenden Sockel mit Stacheldraht, einer weißer Rose und 4 Original-Stolpersteinen. Es ist das Werk Nr. 43 aus meiner Serie "Stolpersteine in Salzburg".

Falls ich euch neugierig gemacht habe - freue ich mich auf euren Besuch am

Freitag, 5. Juni 24 um 19 Uhr in der Berchtoldvilla, Josef-Preis-Alle 12 in Salzburg, Nonntal, gegenüber der Uni. Hinweis für neue Gäste: Das Haus ist rosa.

Für die entspannte Anreise: Gut erreichbar mit den Bussen 3, 5, 6, 25,  ab Salzburger Hauptbahnhof.


Titel: Marko Feingold Steg - treu bis in den Tod      

Technik: Collage mit Malerei      Jahr: 2023      Größe: 40 x 50 cm


Sonntag, 26. Mai 2024

Was ich euch noch zeigen / sagen wollte ...

 Wenn ich schon mal am PC sitze ... 

hier noch ein paar Werke, die 2023 entstanden waren - als Nachwehen zur Ausstellung "hommage à ..."

Die Vorliebe für Antoni ist noch deutlich spürbar.

                     Titel: "Klare Stellungnahme" - Technik: mixed media - Größe: 35 x 65 cm


                                 Titel: "Arbeit - das beste Stimulans" - Objekt geschlossen - Größe: 37 x 36

                                          ... und aufgeklappt 37 x 66 


                                           "Sprachloses Schweigen" - Größe: 30 x 44 - 2023


                        Titel: "Umkehrung der Werte" - Objekt -  Größe: 68 x 48 (87 offen) 

         Der Drache lehrt uns: „Wer hoch aufsteigen will, muss es gegen den Wind machen.“

     

 
 Ich danke all jenen Betrachtern, die mich mit Unverständnis bis hin zu Ablehnung bedachten,           seit ich mit den alten Schachteln zu arbeiten begann, weil es das Beste aus mir hervorbringt –           meine Kreativität, meine Kunst. Ich bin eine Informel(le) geworden.

Ausstellung "Sinnieren über Zeit und Alter" im Wohnstift Mozart in Ainring

 Die Ausstellung "Sinnieren über Zeit und Alter", bei der ein lieber Kunstfreund, Dieter Schaffer, zusammen mit mir ausstellte, war ein schöner Erfolg. Die Bewohner des Wohnstifts brauchten zwar ein wenig, um vor allem mit meinen abstrakten und gegenstandslosen Werke in Kontakt zu kommen, aber nach einem Künstlergespräch, in dem viele interessante Aussagen, teils sogar total widersprüchliche zu hören waren, waren sich die interessierten Bewohnerinnen und Bewohner, sowie die Gäste von "draußen", einig - das sollte wiederholt werden. In einer kurzen Umfrage stellte sich das Thema "Kunst trifft Literatur" als besonders gefragt heraus. Dazu hatte ich ohnehin erst kürzlich drei neue Werke passend zu einem bereits vorhandenen gemacht, über die ich zum gegebenen Zeitpunkt berichten werde.  

Hier nun einige Fotos von der Ausstellung

Meine linke Hälfte der Ausstellung. Die Ausstellungswände stellten mich vor eine Herausforderung ...

                                               Die Serie "Hoya" hier in der Gesamtansicht warf viele Fragen auf ...

"Die kleine Rothaarige" wurde eine "oide Schachtl" - links unten ein Foto von mir aus Kindertagen im zerbombten München - damals entwickelte sich schon meine Vorliebe zur Natur und zur Kunst - insbesondere zu den Schachteln.

 

"Vergänglichkeit" zeigt die Schönheit morbider Natur - eine tote Opuntie aus Griechenland, dem Land aus dem ich etliche Inspirationen für "meine" Kunst mit nach Hause brachte.

"Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung" - steht in chinesischer Kalligrafie auf der hommage an meinen Bildhauer-Vater zu seinem 100. Geburtstag. Er hatte mir die Kunst und meinen Namen in die Wiege gelegt. Danke Papa!


 Hier konnte man sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Auf der Staffelei: " Haltbarkeitsdatum abgelaufen" - das Bild ist meinem geliebten Cousin Heini gewidmet, der leider viel zu früh von uns gehen musste - mit 19 Jahren.

Darunter meine Urne, in der ich einst in der Natur liegen möchte. Sie zeigt einiges, was mir menschlich und künstlerisch wichtig ist. In diesen Schuhen lief ich bisher zu allen Veranstaltungen die mit den Stolpersteinen in Verbindung stehen. Ein für mich sehr wichtiges Thema. 


 Linke Seite: "Die Kinder es Teufels" nach dem gleichnamigen Theaterstück konfrontiert mit einen Stück Geschichte Salzburgs. 

Rechte: "Verlorene Zeit" und die Zeit heilt nur "Fast alle" Wunden.

"Come in", erlaubt den Besuchern, in mein Leben einzutreten und das Auf un Ab zu erkunden. Die Fragen der Gäste dazu waren sehr interessant. Ich konnte fast alle beantworten.

Hier schließlich ein Angebot für die Gäste, die gegenständliche Bilder bevorzugen - eine Kombination aus meinen Radierungen von 1978/ 1981 und den "Schachteln" ab 1996. 
Meine Vorliebe für Pappe und Karton, für Schachteln (keine neuen!) kommt aus meiner Kindheit - das Angebot an Spielzeug war damals sehr überschaubar, aber leere Schachteln gab es immer im Lebensmittelgeschäft meines geliebten Opas.
 
Eine kleine Vorschau: Im Juli / August bin ich wieder mit dabei bei der kommenden Ausstellung in der Art bv Berchtoldvilla - bis dann ...
herzliche Grüße an alle meine Besucher dieser Seite.

Montag, 3. Juli 2023

Ausstellung hommage à ... Hommage à Marko Feingold

 Es war mir eine Herzensangelegenheit, in dieser Ausstellung auch Marko Feingold zu ehren, und da ich Kuratorin war, hatte ich die Möglichkeit zu zwei Ehrungen. 

Ich hatte das Werk "Auschwitz" schon gemacht, ehe ich mich für die Kuratur in der Art bv Berchtoldvilla bewarb. Ich wählte dieses Objekt, da hier ein Foto von Marko Feingold integriert ist.

Collage mit Acryl auf Leinwand (50x70), Haare, Holz, Metallgitter, oben und links Fotografien auf Karton.

Größe: 57 x 77 cm

Texte auf den Künstlerinfos hier zur weiteren Information

Hommage à Marko Feingold

Biografie

Den Vornamen und die Kunst (als Auftrag?) vom Vater (Bildhauer) in die Wiege gelegt. 1948 in München. Zwischen den Ruinen gespielt, aus Ziegelsteinen Häusl gebaut. Altmetall gesammelt und verkauft, Schelte dafür bekommen. Brav die Schule absolviert. Gemäß Mutterwunsch Lehramt für die Grund - und Hauptschule statt Kunst fürs Gymnasium studiert, heimlich aber mit Schwerpunkt Kunst. Ein bewegtes Leben geführt. Die Kunst immer als wichtigen Teil von mir an meiner Seite. Ebenso die Musik und die Natur. An einer Kunstakademie nachzuholen versucht, was immer schmerzlich zu fehlen schien. Ständig auf der Suche nach einer ganz eigenen, persönlichen Aussage. Seit 1990 zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Deutschland, Österreich, Finnland, Litauen, Ungarn. Ab 2011 freischaffende Künstlerin. Kuratorin mehrerer Ausstellungen in Bayern und Salzburg.


Zum Werk

Diese hommage gilt Marko Feingold, Holocaust-Überlebender und Zeitzeuge. Geboren am 28. Mai 1913 in Neusohl, Königreich Ungarn, gest. am 19. September 2019 in Salzburg, war er mit 106 Jahren der zuletzt älteste Holocaust-Überlebende Österreichs.

Anlässlich der Ausstellung „Verlust“ 2016 in der Art bv Berchtoldvilla begann ich 2015 mit der Serie „Stolpersteine in Salzburg“. Ich fotografierte sämtliche Stolpersteine, die verlegt worden waren und fertigte collagen, Objekte, Installationen an. Bei weiteren Verlegungen und Gedenkfeiern lernte ich Marko Feingold kennen - ein wunderbarer Mensch. In seinem Buch „Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh“ erzählt er auch von seinem Überleben der Konzentrationslager Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald.

1945 ließ er sich per Zufall in Salzburg nieder. Zwischen 1945 und 1948 half er jüdischen Überlebenden, die in DP-Lagern in Salzburg lebten, und organisierte mit der jüdischen Flüchtlingsorganisation Bricha die (illegale) Durchreise von 100.000 Juden aus Mittel- und Osteuropa nach Palästina. Von 1946 bis 1947 war er Präsident der Israelitischen Kultus-gemeinde Salzburg.1948 wurde er Inhaber eines Modegeschäftes in Salzburg. Nach seiner Pensionierung 1977 wurde er amtierender Vizepräsident und 1979 wieder Präsi-dent der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Seither entfaltete er auch eine ausge-dehnte Vortragstätigkeit, insbesondere als Zeitzeuge in Schulen u. Pfarrgemeinden, über den Holocaust, seine Erlebnisse in den KZs und das Judentum. Er war auch aktiver Teil-nehmer im interreligiösen Dialog. Ich traf ihn und seine Gattin Hanna Feingold von 2015 bis 2019 bei diversen Veranstaltungen. Mich beeindruckte auch sein Humor und seine liebenswerte, unkomplizierte Art. Ein wahres Vorbild gerade für die heutige Zeit.

Hommage à Antoni Tapiès

Biografie

Man sagt, der Name entscheidet oft über das Schicksal eines Menschen.“ (AT)

Mein spanischer Name Maite ist zusammengefügt aus Maria und Teresa.

Weiteres siehe Biografie im Foyer bei hommage à Marko Feingold


Zum Werk

2004 war für mich ein besonderes Jahr: Ich hatte bis dahin bereits einen relativ ausgeprägten eigenen Stil: in Objekten und Collagen verwendete ich alte Schachteln, Papier, Sand, Steine, Schnüre, eigene Haare, Fundstücke, Symbole, nur wenig Farbe … und fühlte mich hingezogen zu Joseph Beuys, Egon Schiele, Yves Klein. Eine besondere Begebenheit an der Kunstakademie Bad Reichenhall führte mich zum spanischen Künstler Antoni Tàpies. Ich begann mich zu informieren und fand - eine ganz große Liebe. In sei-nem Buch „Die Praxis der Kunst“ und einem Film über ihn erkannte ich viele Parallelen und erstaunliche geheime Botschaften! Er wurde für mich fast mystisch zum Seelenver-wandten. Würdigungen geschehen oft durch das Nachahmen typischer Elemente des Geehrten. Meine hommage verbindet unser beider Bildsprache und Stilmerkmale bis hin zu Weltanschauungen: armes Material, Holz, wertlose Dinge, Zeichen und Symbole, ein-geschränkte Farbpalette. Seine Buchstaben und Ziffern verbinden sich mit meinen fern-östlichen Schriftzeichen, ich fühle mich wie er schon sehr lange zum Asiatischen hingezo-gen. Seinem schwarzen Kreuz steht mein Kreis, Symbol des Göttlichen, die kleinen Docht-halter von Teelichtern gegenüber - seit 2003. Sein Name Tapies bedeutet Mauer. Seine Mauern sind sein plastischer Farbauftrag aus Wachs und Marmorstaub, dies brachte ihm den Platz in der Kunstgeschichte ein als der bedeutendste Vertreter des spanischen Informel. Sand und Steine in der Farbe oder in Holzleim bilden meine Mauern. Auch meine alten Schachteln oder deren Teile, teils ineinander oder in Schichten übereinander, ver-mitteln Plastizität. Seinen Reliefeffekt und auch die Verwendung der Leinwand-Rückseite probierte ich schon früh aus. Seine Grattage wird zu meiner aufgerissenen Wellpappe, Symbol für Verletzungen. Unser braun und schwarz und sein rot vermischen sich zu grau, wird ergänzt durch mein blau, meine innere Farbe. Pflanzenteile sprechen von unserer großen Achtung vor der Natur. Sein politischer Protest findet bei mir Ausdruck in meinem Projekt „Stolpersteine in Salzburg“. Vorzugsweise intuitives Arbeiten drückt sich bei uns beiden aus in Malerei und Grafik, Gekritzel und Farbspritzern, bei Radierungen, Collage und Decollage. Sein großes Bettgestell wird zu meinen kleinen Metallteilen, sein Besen, wird zu meiner Randfigur. Seine einsame Forschungsaufgabe ist auch die meine. Seine Worte werden zu meinen Werken. Der aufmerksame Betrachter kann uns beide darin finden.