Sonntag, 13. Oktober 2024

Shirt and Socks

 Lange schon hingen mein T-Shirt und die dazu passenden Socken hinten an der Staffelei  ... 


Titel: Shirt and Socks -  2024                                                                                                           Technik: Objekt, mixed media   -   Größe: 80 x 100

Mai 2024, während einer Ausstellung, bei der meine Werke bei manchen Besuchern deutlich zu Unverständnis führten, begann ich dann endlich ...

Zu dieser Zeit las ich gerade einen Text über Werke von Antoni Tàpies, der zu meinem Lieblingskünstler und Seelenverwandten geworden war. Ich hatte ein Faltblatt über eine Ausstellung geschenkt bekommen. Zufall? Nein, es gibt keine Zufälle, es fällt einem zu. Hier las ich: „Unter den Gebrauchsgegenständen gibt es kaum etwas, das stärker mit Erinnerungen beladen ist als Kleidungsstücke. Unter den Kleidungsstücken verweist nichts eindringlicher auf das Ausgezogensein und die damit verbundene Schutzlosigkeit als Unterwäsche und Strümpfe (siehe Delacroix: die Socke des Gefallenen). Die Socken werden zum Ausdruck der peinlichen, existentiellen Verletzlichkeit des Menschen und seiner Hilfsbedürftigkeit.  Die von den Fingern der Hand gezogenen Spuren weisen in die Vergangenheit, das eigene Erleben. Spiralen versinnbildlichen die ständige Wiederkehr der Erlebnisse.“ Sprialen hatte ich auch davor schon verwendet, die Idee mit der Hand borgte ich mir aus. Bei meinem Werk steht die rechte, belebtere Hälfte für die Erlebnisse, Sand wird der Erziehungs-berechtigten in die Augen gestreut. Die linke, fast leere Hälfte symbolisiert die Einsamkeit, in der man sich bei derartigen Erlebnissen befindet. Der zarte weiße Untergrund aus Kreide (Schneewittchen und der böse Wolf) symbolisiert die Unschuld eines abhängigen, benutzten Kindes, das abgeriebene Schmirgelpapier zeigt, wie sehr sich das Opfer an den wissenden Personen abgearbeitet hat. Die rechte Seite ist schwer belastet - um das Gleichgewicht zu erreichen braucht es Liebe (Stein links oben).                                                                                                                                                        Ich arbeitete mit einer Mischung aus Intuition und Erinnerung – das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung (Talmud) und fand mich erneut in meinem großen Seelenverwandten wieder. Hatten der grandiose Künstler und ich gar ähnliche Erfahrungen in der Kindheit? „Am Ursprung der künstlerischen Berufung steht immer der Schmerz einer starken, vitalen Erfahrung.“ (aus „Praxis der Kunst“).

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