Dieses Werk ist noch bis 14. August zu sehen in der Berchtolvilla - in der Ausstellung "8 Milliarden".
Die Ausschreibung erforderte, die Größe der 8 Milliarden (Weltbevölkerung) so dar zustellen, dass der Betrachter sich diese eigentlich unvorstellbare Größe vorstellen kann. Dieser Anforderung näherte ich mich mit Hilfe der Mathematik und über Buchstaben. Ich errechnete bei einem mitteldicken Buch die Anzahl der Buchstaben: je Zeile etwa 50 Buchstaben, je Seite etwa 40 Zeilen, je Buch etwa 500 Seiten. Das ergibt je Buch ca. eine Million Buchstaben. Für 8 Milliarden Buchstaben braucht man daher je nach Größe etwa acht bis zehn Tausend Bücher. Eine ganze Bücherei ! Diese imaginäre Bibliothek ist auf drei aufgeklappten Tragetaschen dargestellt. Die Bücher stehen in 960 Regalen, die Bücherrücken sind teilweise beschriftet. Der Titel „Psyches Iatreion“ war Inschrift über dem Tor der Bibliothek von Alexandria in hellenistischer Zeit, der größten Sammlung von Schriften der antiken Welt. Diese Inschrift befindet sich u.a. auch auf dem Portal der Stiftsbibliothek in St. Gallen. Die Tragetaschen aus Papier stehen symbolisch für Mitnahmeeffekt und Nachhaltigkeit. Denn zudem geht es beim Thema Weltbevölkerung auch um deren Versorgung, die bei umsichtiger Erzeugung und gerechterer Verteilung besser möglich wäre, als es momentan der Fall ist.
Die Juroren waren Getraud Kamml (Salzburger Kunstverein), Dieter Kleinpeter (Prof. für Malerei an der Universität Mozarteum) und Peter Husty (Kunsthistoriker und Chefkurator des Salzburg Museums). Den Preis bekam meine liebe Kollegin Mag. Christiane Pott. Für mich war es mich ein großer Erfolg, in der Endrunde zu sein. Ich danke der Kuratorin Andrea Lacher-Bryk vor allem dafür, dass sie meine Idee unterstütze und mir den von mir ausgesuchten Platz in der Berchtoldvilla zugestand.
Ich heiße so, weil ich Buchstaben fresse. Nichts lieber als Buchstaben. In jeder Sekunde einen …
Im Jahr 1771 habe ich damit angefangen, denn damals herrschte im Land Salzburg eine große Hungersnot wegen Missernten. Da habe ich mich auf Buchstaben spezialisiert. Sie schmecken mir enorm gut und ich werde erst aufhören, wenn ich
acht Milliarden
gefressen habe. Das wird demnächst der Fall sein. Die Bücher in den Regalen werden immer leerer. Das sieht man nur von außen nicht. Wie so vieles ... Da stehen nur noch leere Hüllen. Und nebenbei habe ich gerechnet, denn Buchstaben fressen macht auch schlau. Auf einer Zeile dieses Buches mit dem lustigen Umschlagdeckel kannst du etwa 50 - 60 Buchstaben zählen. Eine Seite hat etwa 35 Zeilen. Das sind dann rund 2000 Buchstaben je Seite. Das Buch hat ungefähr 500 Seiten, das ergibt eine Million Buchstaben pro Buch. Mal etwas mehr, mal etwas weniger. Um 8 Milliarden Buchstaben zu fressen muss ich dann etwa acht- bis zehn-Tausend Bücher leeren. Das sind natürlich nur ungefähre Angaben, aber es ist ja auch egal, an welchem Tag genau ich heuer damit fertig werde. Vielleicht gerade während der Ausstellung. Ich habe nämlich noch etwas errechnet: wenn ich in jeder Sekunde einen Buchstaben fresse, dann brauche ich für 8 Milliarden Buchstaben ungefähr 235 Jahre. Anschließend mache ich jedenfalls eine Diät – die Heißhunger-Kur. Damit nicht alle Bibliotheken leer gefressen werden.
Es ist mir etwas peinlich das zu sagen, aber - ab und zu habe ich Verdauungsprobleme. Da fallen dann Buchstaben bei mir hinten heraus. Siehst du sie am Boden? Wenn du magst, kannst du aus Buchstaben Wörter bilden oder gar sinnvolle Sätze. Vielleicht zum Thema Hungersnot, dem Auslöser meiner Fress-Sucht.
Auf der Erde leben zurzeit etwas mehr als 8 Milliarden Menschen. Und täglich werden es mehr. Viele von ihnen leiden an Hungersnot - so wie ich damals 1771. Das müsste nicht sein. Wenn man die Ressourcen dieser wunderbaren Erde gerechter verteilen würden, dann könnten alle Menschen satt werden. Es gäbe weniger Kriege und weniger Fluchtbewegungen. Dazu müsste man natürlich auch auf das Klima achten und auf einen vernünftigen Anbau. Es würden weniger Lebensmittel vernichtet werden, was wieder dem Klima zugute käme.
Was meinst du dazu?
Zwei weitere Informationen habe ich überdies noch für dich zum Jahr 1771: In der Stadt Salzburg, die damals schon eine zwar kleinere aber wunderschöne Stadt war, wurde in Mülln ein Waisenhaus und auf dem Domplatz die Mariensäule errichtet. Und Mozart, den ja jeder kennt, war damals grade in Mailand, und er schrieb in diesem Jahr seine Sinfonie in A-Dur, KV 114.
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Zum Abschluss noch ein Foto von Letterix´ Verdauungsproblem. Trotz der vielen Hungersnöte in der Welt, darf auch der Humor nicht fehlen ...
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