Montag, 3. Juli 2023

Ausstellung hommage à ... Hommage à Marko Feingold

 Es war mir eine Herzensangelegenheit, in dieser Ausstellung auch Marko Feingold zu ehren, und da ich Kuratorin war, hatte ich die Möglichkeit zu zwei Ehrungen. 

Ich hatte das Werk "Auschwitz" schon gemacht, ehe ich mich für die Kuratur in der Art bv Berchtoldvilla bewarb. Ich wählte dieses Objekt, da hier ein Foto von Marko Feingold integriert ist.

Collage mit Acryl auf Leinwand (50x70), Haare, Holz, Metallgitter, oben und links Fotografien auf Karton.

Größe: 57 x 77 cm

Texte auf den Künstlerinfos hier zur weiteren Information

Hommage à Marko Feingold

Biografie

Den Vornamen und die Kunst (als Auftrag?) vom Vater (Bildhauer) in die Wiege gelegt. 1948 in München. Zwischen den Ruinen gespielt, aus Ziegelsteinen Häusl gebaut. Altmetall gesammelt und verkauft, Schelte dafür bekommen. Brav die Schule absolviert. Gemäß Mutterwunsch Lehramt für die Grund - und Hauptschule statt Kunst fürs Gymnasium studiert, heimlich aber mit Schwerpunkt Kunst. Ein bewegtes Leben geführt. Die Kunst immer als wichtigen Teil von mir an meiner Seite. Ebenso die Musik und die Natur. An einer Kunstakademie nachzuholen versucht, was immer schmerzlich zu fehlen schien. Ständig auf der Suche nach einer ganz eigenen, persönlichen Aussage. Seit 1990 zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Deutschland, Österreich, Finnland, Litauen, Ungarn. Ab 2011 freischaffende Künstlerin. Kuratorin mehrerer Ausstellungen in Bayern und Salzburg.


Zum Werk

Diese hommage gilt Marko Feingold, Holocaust-Überlebender und Zeitzeuge. Geboren am 28. Mai 1913 in Neusohl, Königreich Ungarn, gest. am 19. September 2019 in Salzburg, war er mit 106 Jahren der zuletzt älteste Holocaust-Überlebende Österreichs.

Anlässlich der Ausstellung „Verlust“ 2016 in der Art bv Berchtoldvilla begann ich 2015 mit der Serie „Stolpersteine in Salzburg“. Ich fotografierte sämtliche Stolpersteine, die verlegt worden waren und fertigte collagen, Objekte, Installationen an. Bei weiteren Verlegungen und Gedenkfeiern lernte ich Marko Feingold kennen - ein wunderbarer Mensch. In seinem Buch „Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh“ erzählt er auch von seinem Überleben der Konzentrationslager Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald.

1945 ließ er sich per Zufall in Salzburg nieder. Zwischen 1945 und 1948 half er jüdischen Überlebenden, die in DP-Lagern in Salzburg lebten, und organisierte mit der jüdischen Flüchtlingsorganisation Bricha die (illegale) Durchreise von 100.000 Juden aus Mittel- und Osteuropa nach Palästina. Von 1946 bis 1947 war er Präsident der Israelitischen Kultus-gemeinde Salzburg.1948 wurde er Inhaber eines Modegeschäftes in Salzburg. Nach seiner Pensionierung 1977 wurde er amtierender Vizepräsident und 1979 wieder Präsi-dent der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Seither entfaltete er auch eine ausge-dehnte Vortragstätigkeit, insbesondere als Zeitzeuge in Schulen u. Pfarrgemeinden, über den Holocaust, seine Erlebnisse in den KZs und das Judentum. Er war auch aktiver Teil-nehmer im interreligiösen Dialog. Ich traf ihn und seine Gattin Hanna Feingold von 2015 bis 2019 bei diversen Veranstaltungen. Mich beeindruckte auch sein Humor und seine liebenswerte, unkomplizierte Art. Ein wahres Vorbild gerade für die heutige Zeit.

Hommage à Antoni Tapiès

Biografie

Man sagt, der Name entscheidet oft über das Schicksal eines Menschen.“ (AT)

Mein spanischer Name Maite ist zusammengefügt aus Maria und Teresa.

Weiteres siehe Biografie im Foyer bei hommage à Marko Feingold


Zum Werk

2004 war für mich ein besonderes Jahr: Ich hatte bis dahin bereits einen relativ ausgeprägten eigenen Stil: in Objekten und Collagen verwendete ich alte Schachteln, Papier, Sand, Steine, Schnüre, eigene Haare, Fundstücke, Symbole, nur wenig Farbe … und fühlte mich hingezogen zu Joseph Beuys, Egon Schiele, Yves Klein. Eine besondere Begebenheit an der Kunstakademie Bad Reichenhall führte mich zum spanischen Künstler Antoni Tàpies. Ich begann mich zu informieren und fand - eine ganz große Liebe. In sei-nem Buch „Die Praxis der Kunst“ und einem Film über ihn erkannte ich viele Parallelen und erstaunliche geheime Botschaften! Er wurde für mich fast mystisch zum Seelenver-wandten. Würdigungen geschehen oft durch das Nachahmen typischer Elemente des Geehrten. Meine hommage verbindet unser beider Bildsprache und Stilmerkmale bis hin zu Weltanschauungen: armes Material, Holz, wertlose Dinge, Zeichen und Symbole, ein-geschränkte Farbpalette. Seine Buchstaben und Ziffern verbinden sich mit meinen fern-östlichen Schriftzeichen, ich fühle mich wie er schon sehr lange zum Asiatischen hingezo-gen. Seinem schwarzen Kreuz steht mein Kreis, Symbol des Göttlichen, die kleinen Docht-halter von Teelichtern gegenüber - seit 2003. Sein Name Tapies bedeutet Mauer. Seine Mauern sind sein plastischer Farbauftrag aus Wachs und Marmorstaub, dies brachte ihm den Platz in der Kunstgeschichte ein als der bedeutendste Vertreter des spanischen Informel. Sand und Steine in der Farbe oder in Holzleim bilden meine Mauern. Auch meine alten Schachteln oder deren Teile, teils ineinander oder in Schichten übereinander, ver-mitteln Plastizität. Seinen Reliefeffekt und auch die Verwendung der Leinwand-Rückseite probierte ich schon früh aus. Seine Grattage wird zu meiner aufgerissenen Wellpappe, Symbol für Verletzungen. Unser braun und schwarz und sein rot vermischen sich zu grau, wird ergänzt durch mein blau, meine innere Farbe. Pflanzenteile sprechen von unserer großen Achtung vor der Natur. Sein politischer Protest findet bei mir Ausdruck in meinem Projekt „Stolpersteine in Salzburg“. Vorzugsweise intuitives Arbeiten drückt sich bei uns beiden aus in Malerei und Grafik, Gekritzel und Farbspritzern, bei Radierungen, Collage und Decollage. Sein großes Bettgestell wird zu meinen kleinen Metallteilen, sein Besen, wird zu meiner Randfigur. Seine einsame Forschungsaufgabe ist auch die meine. Seine Worte werden zu meinen Werken. Der aufmerksame Betrachter kann uns beide darin finden.


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