Donnerstag, 2. November 2017

Stolperstein-Werke in Ausstellungen

Die Serie war bisher in zwei Ausstellungen zu sehen:
Im September 2016 in der Berchtoldvilla in Salzburg
innerhalb der Ausstellung VERLUST, bei der Kuratorin war.














...   dann im Mai 2017 im Pfarrzentrum in 83404 Ainring, in der Ausstellung "Würde - entwürdigt"












Die Besucher waren beeindruckt, wie das Gästebuch zeigt:







Ich hoffe, dass meine Werke noch oft "berühren" können ... 

Mittwoch, 1. November 2017

Kunstserie "Stolpersteine in Salzburg" 2015 - 2017

Hallo liebe Besucher meines Kunstblogs
so gut ich in Kunst bin, so schlecht bin ich in PCarbeit.
Ich konnte aus technischen Gründen in meinem ersten Kunst- blog "maiteskunst.blogspot.com  nicht mehr weiter schreiben. Daher nun der neue blog (2) ...

Und die Arbeit der letzten 2 -3 Jahre legt ohnehin einen Neubeginn nahe.
Seit dem Frühjahr 2015 wächst meine Serie "Stolpersteine in Salzburg" unaufhörlich.
Ich zeige sie euch alle zusammen der Reihe nach, wie sie entstanden sind :


Das ist der vorläufer: "Schoah" mit der box "Holocaust" rechts, 70 x 110 , Acryl auf LW und Metallteile auf Karton,   2013-14. damals machte ich noch mehr boxes - Kunst in alten Schachteln.  Inwischen bei Gelegenheit, wenn es für mich thematisch passt.

2015

Das erste Stolpersteinbild 2015 mit dem schlichten Titel "Stolpersteine - Diptychon" - eine Collage auf Leinwand / Karton, 70 x 135 cm, zwischen den Fotos Acryl mit Sand, Steinen, eigenen Haaren. Die Metallteile stammen von Teelichtern, die Dochthalter symbolisieren die Leidenden, Sterbenden, Toten - die Opfer. Auf den Stolpersteinen liest man die Daten der einzelnen Opfer aus Salzburg.


Stst 2 -  "Frauen und Paare" - 94 x 72 collage auf Karton in einem alten Fensterrahmen.
Ich verarbeite gerne alten Karton, aufgerissen als Zeichen von Verwundungen aller Art.


Stst 3 - "Getrennte Wege" - 100 x 50, Collagea auf Leinwand
Die Wellpappe ist immer "hausgemacht" von alten Schachteln.


  Stst 4 a und b - "Widerstand", boxes oben 66 x 50, unten 35 x 50.

 Sie können geöffnet werden, dans sehen sie so aus. die untere box ist innen noch nicht fertig, hier arbeite ich bei Neuverlegungen weiter  ... wenn sie voll ist, zeige ich sie euch.
 


Stst 5 - "Das Haus der Toten Kinder" - 60 x 80 collage auf mdF



Stst 6 - "Krankenmorde", collage auf Leinwand, 100 x 50 mit Bandagen, Leukoplast und Klammern.


Stst 7 - "Jüdische Opfer" ,  collage auf LW / Karton (aufklappbar), triptychon 80 x 120




 Stst 8 - "Widerstand" , Installation Höhe 2,10 m, Kabelrolle, Metallstangen, Metalldraht, Ststfotos auf Karton

2016

Stst 9 - "Ein Koffer im Andraeviertel" ,  Box 57 x 57


 Stst 10 - "Noch ein Koffer" ,  Objekt box, 37 x 52 x 10 , Foto von einer Ausstellung, umgeben von Stolperstein-Nachbildungen Mitte links hinter dem Teelicht ein Original-Stolperstein.



Stst 11 - "Hartheim" , Collage auf Leinwand /Karton, beidseitig (hier Vorderseite)  nach der 2. Erweiterung , die Rückseite zeige ich, wenn sie fertig ist ...


 Stst 12 - "und noch kein Ende" ,  Objekt, Collage auf Leinwand, Karton, Holz, Schnur, 170 x 45 - wird bei Bedarf nach unten erweitert



Stst 13 - "Nachbildungen" (Auswahl) , Fotos auf Holz, etwa 12 x 12 x 12



Stst 14 - " Hoffnung 37° ", Installation 190 x 150 x 120



Stst 15 - "Gemeinsames Leid" , Triptychon 70 x 130, mixed media. Ich fertigte es für einen Ausstellung in Vilnius, Litauen.



Stst 16 - "Hildegard Lohmann", Collage 20 x 30, (verkauft).
Kleine Werke mache ich für den Verkauf, der Erlös dient als Spende (meist an Plan international oder einen Stolperstein), oder als Geschenk an besondere Menschen.



Stst 17 - "Widerstand - Lang, Wallis, Micheler", collage 30 x 20.  (verkauft)



Stst 18 - "Adolf Altmann" - Collage 20 x 30.
Ein Geschenk an Herrn Marko Feingold, Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg, es befindet sich in der Synagoge in Salzburg.



Stst 19 - "Familie Stefan Zweig", Collage 40 x 40.
Geschenk an Dr. Gert Kerschbaumer, den Verfasser der meisten Opferbiografien.


2017

Stst 20 - "Flucht", collage auf Leinwand, 100 x 40 ,
Opfer, die ihre Rettung (vergeblich) in der Flucht suchten


Stst 21 - "Doppelmord", Collage mit Metall auf Leinwand, 100 x 35,
befasst sich mit den besudelten Stolpersteinen



 Stst 22 - "Wintersteine" - Objekt, 100 x 70, mit selbst gefertigen Strickwaren.
So sehen die Gedenksteine im Winter aus.  Als "Ermahnung" gegen Jammereien im Winter.


Stst 23 - "Judengasse 17", Collage 23 x 30 .
Hier begannen meine Recherchen zum Thema.


Stst 24 - "Der 29. September 1900", Collage 20 x 32.
Beim Lesen der Opferbiografien bermerkte ich dieses Datum, das für mich eine besondere Bedeutung hat.


 Stst 25 -"Walter Schwarz"  , Collage auf LW, 20 x 30
von diesem Opfer habe ich den ersten Original Stolperstein bei der Neuverlegung wegen Beschädigung bekommen. man sieht ihn auf dem Bild von Stst 10. Es war der 1. Stein, der in der Stadt Salzburg verlegt wurde.



Stst 26 - "Die Brüder Nobis", collage 40x 40.
sie waren die ersten beiden Gedenksteine die 1996 im Land Salzburg verlegt wurden.
Die Verlegungen nimmt überdies immer der Künstler Gunter Demnig vor, der Initiator des Kunstprojekts Stolpersteine. und das seit über 29 Jahren. Chapeau!



Stst 27 - "Endstation Mauthausen", Objekt 2teilig auf LW /Karton, 77 x 67 ,
mit Originalsteinen aus Mauthausen. Es kann oben beim sog Zeltlager erweitert werden.
Im Frühjahr 2017 war ich zu Besuch in der Gedenkstätte Mauthausen. Mit diesem Werk habe ich meine Eindrücke dort verarbeitet.


Stst 28 - "unterwegs", Collage, Durchmesser 50 ,
in der Mitte ein Foto von mir, ich durfte bei der Verlegung im Sept. 2017 selbst mit Hand anlegen.
für den Stolperstein unten Mitte habe ich die Patenschaft übernommen. 


Weitere Stst-Bilder sind bereits entworfen /in Arbeit. Das Thema hat eine solche Eigendynamik entwickelt, dass ich nicht aufhören kann ... schaffe ich es demnächst, meine Gedanken zu diesem Serie hier zu posten - der Text steht schon, aber für einen weitere Arbeit auf dem PC muss ich erst mal wieder Luft holen - so wie nach jedem Stst-bild.

Solltest du Interesse an meiner Biografie haben, hier eine Kurzfassung, ausführlichere Angaben findest du auf meinen ersten blog, ebenso meine früheren Werke. diesen blog hat mir einen liebe Freundin eröffnet, der ich damit ganz herzlich danke - merci liebe A.

maiteskunst.blogspot.com




Kurz-Biografie
1948             geboren und aufgewachsen in München
1968 - 71      Ausbildung Kunst an der päd. Hochschule in München,
1995 - 2004  Weiterbildung an der Kunstakademie Bad Reichenhall 
1971 - 2011  Lehrtätigkeit, danach frei schaffende Künstlerin
2003 - 2008  Kursleiterin: VHS Freilassing,  Art Forum Lehen, Salzburg
2016             Kuratorin der Ausstellung „Verlust“, Berchtoldvilla, Salzburg
Mitglied bei Kulturverein Ainring, Art bv Berchtoldvilla, Salzburger Kunstverein

Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
seit 1990 in Deutschland, Österreich, Finnland, Litauen 

Und wer nun noch immer was lesen will - 
hier meine Gedanken zu meinen Werken



Ausgangspunkt für die Serie Stolpersteine war die box „Holocaust“ von 2013, die ich 2014 zum Diptychon „Schoah“ erweiterte. Ein Film über die NS-Zeit hatte mich dazu angeregt. Das Thema NS-Opfer ließ mich nicht los. Und so stolperte ich 2015 zwangsläufig über "meine" ersten beiden Stolpersteine in der Judengasse 17.

Ich fotografierte sie. Erkundigte mich im internet und begann meine erste Arbeit dieser Serie - Diptychon. Nicht ahnend, welches Ausmaß das noch nehmen sollte. Es bekam eine  Eigendynamik, der ich mich nicht mehr entziehen konnte. Es entstanden Fotocollagen, Objekte, boxes, Installationen, Werke zum weiter daran arbeiten nach Neuverlegungen.
Ich baute meine bis dahin verwendeten Stilmerkmale ein:                                                                              Gebrauchter Karton, wie bei all meinen boxes. An manchen Stellen aufgerissen. Das Zeichen für Verletzungen. Teile von Teelichtern. Seit 2003 die Dochthalter für Leidende, Misshandelte, Sterbende, Tote. Und zunehmend dann alle Teile verarbeitend. Die Böden für Gesichter, mit weit aufgerissenen, Blut unterlaufenen Augen. Die Ränder als Bilderrahmen, auch zur Verbindung von Bildteilen. Farben sehr sparsam. Lieber Bleistift. Blass, zart, einfach, skizzenhaft. So wie das Leben vor allem junger Opfer noch einer Skizze glich. Namen von Opfern auf den Fototeilen, herausgeschnitten, wie aus dem Leben heraus. Mit Sand, Steinen, Haaren ergänzt. Acrylfarbe in Grautönen, angeglichen an die Umgebung – angeglichen, angepasst musste man damals sein, nur nicht auffallen, sonst hätte einem das schon zum Verhängnis werden können. Aber nicht alle waren es. Konnten es nicht sein aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Veranlagung, Weltanschauung. Jüdische Menschen, Sinti, Roma, Zeugen Jehovas, Behinderte, Homosexuelle, Kriegsdienstverweigerer …
Straßennamen von den letzten Wohn- oder Arbeitsstätten. Bekannte Namen, Straßen in denen jeder schon einmal ging – die Steine nicht sehend. Wie damals. Das Unheil nicht sehend.  Auch mit Beiwerk, das spezielle Thema verdeutlichend: „Krankenmorde“ – Bandagen, Leukoplast, Klammern. Metallstangen in einer Kabelrolle für die „Zwangsarbeiter“. Eine Windel im „Haus der Toten Kinder“. Die Gedenk-Steine dieser Säuglinge und Kleinkinder waren besonders eindringlich. Nahe beisammen, so viele! Auch die Fotoausschnitte klebte ich nahe zusammen oder gar schichtweise. Um die Vielzahl der Opfer zu verdeutlichen. Wie schon bei der ersten box „Holocaust“. Das Fotografieren der Bilder und deren Verarbeitung auch in Nachbildung von Stolpersteinen verliefen parallel. Eigendynamik. Alle haben gelitten. Kann nicht mehr aufhören. Mein Unterbewusstsein schickte einen Entwurf nach dem anderen, in einer Vielzahl wie nie zuvor. Arbeiten manchmal bis zur Erschöpfung.  So konnte ich dem Thema gerecht werden. Nur so. „Es muss schmerzen, damit es heilen kann.“ („Unendliche Geschichte“). Nur der Winter, die zunehmende Kälte im Atelier schickte mir eine Atempause, um im Frühjahr 2016 die Arbeit wieder aufzunehmen. Es lagen noch Entwürfe vor, die umgesetzt werden mussten. Endlich nach etwa 330 Stolpersteinen vermeintlich fertig. Sommer 2016: bei der Neuverlegung  bekam ich einen der ersten Originalsteine von Gunter Demnig, dem Initiator, geschenkt, da ging die Arbeit dann sofort weiter…
Mein Gedanke damals: „Ich weiß nicht, wann oder ob ich das Thema je „fertig“ habe - künstlerisch vielleicht, menschlich sicher nie.“                                             
Ich präsentiere meine Werke in einer Ausstellung immer eng beieinander, als Rauminstallation. Es geht nicht nur um die Wirkung des einzelnen Werkes, sondern auch um die Gesamtwirkung. Ich möchte beim Betrachter ein Gefühl der Enge, der Beklemmung, der Bedrängnis aufzeigen oder gar hervorrufen, ein Gefühl, das in noch viel höherem Maße diese Menschen ertragen mussten – ständige Angst, Verlust der Sicherheit,  der inneren und äußeren Freiheit, Verlust der Menschenwürde, des Hab und Guts, des Lebens. Nach der Ausstellung Verlust, wo die Stolpersteine zum ersten Mal gezeigt wurden, habe ich weiter gearbeitet. Ich musste.
2017 bekam ich Gelegenheit zu einer Ausstellung in meinem Wohnort Ainring. Bekannt auch durch einen gewissen Flughafen. Und zu einer Ausstellung in Vilnius – einer Stadt, die vor dem Holocaust 40 % jüdische Bewohner hatte. So ging die Arbeit weiter. Auch der kalte Winter 2016/17 generierte ein besonderes Werk – Wintersteine, so wie die Gedenksteine im Winter aussehen.
Kleinere Werke mache ich für den Verkauf (als Spende) und als Geschenke für besondere Menschen (z.B. Marko Feingold). Ausschreibungen für Ausstellungen in der Berchtoldvilla, der Besuch der Gedenkstätte Mauthausen, sowie Neuverlegungen regten zu weiteren Werken an. Ich kann einfach nicht aufhören …
Warum ich das mache? Eine Erklärung ist nur in einem persönlichen Gespräch möglich.
                                                Danke, dass du alles gelesen hast.